Amusing Hobby und nahezu vergessene Prototypen 

Sie schliessen Lücken in der Darstellung der Entwicklungen...auch wenn

nach dem Erscheinen dieses Kits nunmehr mehr als zwanzig Jahre ver-

flossen.

Ein sehr schöner Bausatz, der sich recht schnell und passgenau zu-

sammenbauen lässt und somit viel Bastelspass verspricht.

Autor:

Text: Lothar Limprecht

Fotos: Lothar Limprecht (sofern nichts anderes angegeben ist)

Kartonbild des Bausatzes


Tipps aus dem Zusammenbau

Recht kurz nach dem ja nunmehr schon lange zurückliegenden Debut mit dem Neubaufahrzeug hat Amusing Hobby mit diesem Daimler-Benz Prototyp des Panthers bereits ganz in der mittlerweile gewohnten Firmenphilosophie eine Lücke erkannt und erfolgreich geschlossen. Bereits vor dem Zusammenbau habe  ich mich dazu entschlossen, diesen VK 3002 so darzustellen, wie er hätte sein können, hätte man Daimler-Benz mehr Zeit zur Entwicklung eingeräumt. Denn obwohl sich alle Luken und Klappen am Turm und an der Wanne optional geschlossen oder geöffnet darstellen lassen, bevorzugte ich wegen des leeren Innenraums (1) die geschlossene Variante. 

1.  Im Turm herrscht gähnende Leere. Dort gibt es keinerlei Innenraumdetails.

So wurden alle Klappen und Luken ohne Gebrauch des verfügbaren Öffnungsmechanismus geschlossen dargestellt. Auch die einsteckbaren und teilbeweglichen Drehstäbe (2) verbleiben im Dunkeln des Innenraumes. Jedoch muß ich unumwunden zugestehen, dass mich die wirklich ausgezeichnete Paßgenauigkeit des Turm (3) und der Wanne (4) beeindruckte. Ein „ewiges Rätsel“ sind mir dabei nur so manche Angußstücke, die dermaßen vertrackt sitzen, dass man diese nahezu mit keinem Werkzeug zu entfernen in der Lage ist (5).

2.  Die Laufrollen werden mit Drehstäben gefedert, diese sind im Modell vorhanden.




3.  Die Turmteile passen nicht nur bestens zusammen, auch Turm und Drehkranz sind paßgenau, was nicht immer selbstverständlich ist.

4.  Die Ober- und Unterteile der Wanne sitzen perfekt. Kein Schlitz, keine Lücke und damit auch kein Spachteln, einfach traumhaft.

5.  Da sind kleinste Flügelmuttern (grüner Pfeil) filigran wiedergegeben, aber müssen solche Angüsse sein (roter Pfeil) ????????????

Hingegen beinhaltet der Bausatz eine bewegliche und mit je zwei Stiften zusammenzufügende Einzelgliederkette, die über eine Montagehilfe verfügt. Auch hier sind die Auswerferstellen so geschickt gesetzt, daß sie nahezu unsichtbar werden (6). Bei vielen Bausätzen dieser Preisklasse musste ich immer wieder feststellen, dass sich Fehler in die Bauanleitung einschlichen. Dies ist hier bei diesem Amusing Hobby Kit nicht der Fall. Auch wenn auf den ersten Blick alle Seiten komplex erscheinen, sind doch alle Schritte übersichtlich und verständlich dargestellt und nachvollziehbar. So wenig hierzu anzumerken, ist mir schon lange nicht mehr vorgekommen. Die Einzelgliederkette bleibt recht beweglich und wurde von mir mit diversen Farben (7) aus dem Angebot von Vallejo vorbehandelt, um auch noch kleinste Farbnuancen und Schattierungen zu erzielen. Der hierfür für mich ausschlaggebende Faktor dieser Vallejo-Washes (8-9) und des Weathering Sets ist deren Geruchsneutralität, keine lösungsmittelhaltigen Dämpfe belästigen und halten somit die Umgebung geruchsfrei.

6.  Die Laufketten werden aus Einzelgliedern mittels Montagehilfe und Bolzen beweglich zusammengefügt, wie wir es von Model-Kasten kennen.

8.  Damit diese „bunt“ gestalteten Ketten harmonischere Farbübergänge erhalten, wurden diese mit Vallejo Track Primer und Dark Rust Wash überarbeitet.

7.  Die rostbraunen Spritzgußketten erhalten mit gelber, roter, blauer und grauer Farbe eine strukturelle Färbung, um jegliche Eintönigkeit der Farbe zu brechen.

9.  Damit diese „bunt“ gestalteten Ketten harmonischere Farbübergänge erhalten, wurden diese mit Vallejo Track Primer und Dark Rust Wash überarbeitet.

Da die Ketten nicht über ein besonderes Eigengewicht verfügen und sich durchaus etwas sperrig verhalten können, habe ich diese zuerst über Antriebs- und Leitrad geführt (10) und hiernach die Laufrollen gemäß der in der Bauanleitung vorgegeben Reihenfolge eingesetzt und verklebt. Die am Fahrzeugheck anzubringenden Ersatzkettenglieder erhielten mit rostfarbenen Pigmenten (11) eine durchaus witterungsbeeinträchtigte Gestaltung … schließlich lagen allzu häufig Ketten außerhalb von Gebäuden und waren Wind und Wetter ausgesetzt. Verblüffend war jedoch der Sichtbarkeitstest durch die Lüftungsschlitze (12). Der Bausatz verfügt über keine Motornachbildung o.ä. und es musste deshalb eine Lösung her. Als eine wirklich einfach zu realisierende  Lösung bot sich mir das Einsetzen eines Fotos mit Panzermotor (13) an und das Problem war keines mehr.

10.  Die Farbabstufungen sind durchaus zu erkennen und die Kettenmontage erfolgt zuerst über den Kettenvorlauf und alle Laufräder werden quasi einmontiert.

11.  Die Ersatzkettenglieder wurden mit diversen Rost-Washes und Rost-Pigmenten bearbeitet.



12. Durchblick bis zum Boden ! Die Klebstofftube unter den Lüftungsschlitzen macht es offenbar. Hier muß Abhilfe her.



13. Die Lösung war ein Fotoscan ! So kann man den Eindruck erhalten, hier wäre etwas aus dem Antriebsbereich darunter angebracht.



Kolorierung & Kennzeichnung

Die Feuchtdecals dieses Bausatzes dürften an und für sich so nicht in den Verkauf kommen, denn sie beinhalten zwei Verbandsabzeichen ehemaliger Panzerdivisionen, welche nicht gesetzeskonform sind. Der Druck der Decals ist wie auch beim Neubaufahrzeug ausgezeichnet und dürfte sich sicherlich ebenso gut verarbeiten lassen. Jedoch angesichts der Tatsache, dass es bei dem Original lediglich nur um zwei unfertige Fahrzeugprototypen des Daimler-Benz Entwurfs handelte, erhielt mein VK 3002 (DB) eine zivile Zulassung, wie sie üblicherweise bei Firmenversuchen vorgeschrieben war und der Turm wurde mit den Kennung „V 1“ als erster Versuchsmusterturm gekennzeichnet (14). Daher konnte dieses Fahrzeug auch keinen anderen Farbauftrag als panzergrau (15) erhalten. Dazu wurden Kanten, Vertiefungen etc. mit mattschwarz vorschattiert und der panzergraue Anstrich anschließend stellenweise aufgehellt. Ein dezenter leicht seidenmatter Firnis (16-17) verlieh dem Fahrzeug dann noch die notwendige unverschmutzte Neuheit ! Mit „Matt Varnish“ erhielten abschließend die Durchreibe- als auch Feuchtdecals ihren nötigen Schutzüberzug.

14. Was dem Daimler-Benz Original fehlte, ist hier vollbracht der erste Turm deshalb „Versuchsmuster 1“ (V1). Ebenso ein kleines Schild mit deutscher Schrift: „fertig“. Die Zivilzulassung weist den VK 3002 als firmeneigenes Testfahrzeug aus..

15. Zuerst wurde vorschattiert und dann mit Panzergrau lasiert und diese dann noch aufgehellt.








16. Schweissnähte wurden schattiert.









17. ...und gleichermassen auch alle anderen Verschraubungen etc. Als Neubaufahrzeug vor erster Fahrt darf der VK 3002 durchaus sauber erscheinen.






Obwohl dem Bausatz ein sehr gut getroffener 2-Meter-Antennenstab beiliegt, entschied ich mich für eine Messingantenne aus dem Zubehörprogramm (18). Das war auch gut so. Ich lernte schnell mir die Antenne durch ein markant farbiges Papierhütchen zu kennzeichnen, denn einen dunkelgrauen Antennenstab sieht man nicht über dunkelgrauem Untergrund … und eh’ ich mich versah, war der erste abgebrochen und der zweite wiederholt verbogen.

18. Das signalgelbe Fähnchen auf der Antenne war mein eigner Warnhinweis, um diese nicht immer wieder zu übersehen !

Fazit

Gleichwohl es ist ein gut zu fertigender Bausatz, der sich durchaus lohnt. Mit diesem fertig gebauten Modell hält man durchaus ein Highlight in den Händen. Lediglich der Kaufpreis liegt im etwas höheren Preissegment, dafür kann man sich aber auf Paßgenauigkeit und Bastelspaß verlassen.

Frontansichten des Panzerkampfwagen VK 3002 (DB).

Heckansichten des Panzerkampfwagen VK 3002 (DB), beachte die offen stehenden Tank-Klappen.

Darstellung bei Testfahrt auf Strasse und Gelände.

Darstellung vor Werkhalle bei Vorbereitung zur Testfahrt.


Historischer Kasten

Mit dem Angriff der Deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion stieß diese nicht nur auf unvorhergesehene Geländeschwierigkeiten wie Unmengen sommerlichen Staubes, grundlosem herbstlichen Schlamm und winterlichen Bedingungen, bei denen mangelhafter Bodendruck und rutschende Laufketten offenbar wurden, sondern insbesondere auf eine stetig zunehmende Zahl an gegnerischen Panzer insbesondere des Typs T-34, die nicht nur schneller als die deutschen sondern für die vorherrschenden spezifisch russischen Verhältnisse optimiert waren. Die an der Ostfront kämpfenden Truppe forderte daher die schnelle Entwicklung eines neuen Panzers, der es mit dem Gegner aufnehmen konnte. Die Firmen Daimler-Benz und MAN waren beauftragt, einen 30-35 t mittelschweren Kampfpanzer mit geneigten Panzerflächen und einer längeren 7.5cm Kanone zu entwickeln. Die beiden Daimler- Benz Entwürfe wiesen noch eine in der Silhouette gewisse Ähnlichkeit mit dem T-34 auf, besaßen entweder ein Blattfederlaufwerk mit Stützrollen oder stattdessen Drehstabfederung mit Doppellaufrollen. Der MAN-Entwurf wurde nach Erprobungen demjenigen von Daimler-Benz vorgezogen und nach nur einem Jahr Entwicklung fertigten vier Herstellerfirmen den neuen Kampfpanzer V „Panther“. Vom DB-Prototypen sind bislang nur bildliche Darstellungen eines solchen Holzmodells und ein Farbfoto vom Januar 1945 im Internet  http://www.flickriver.com/photos/deckarudo/5671614891 (es ist kein Foto frei verfügbar) bekannt.

Auf einen Blick

Panzerkampfwagen VK 3002 (DB)

Kit: 35A002   Maßstab: 1:35              Hersteller: Amusing Hobby               

 

Zusätzlich verwendete Materialien:

Klebstoff: Sekundenkleber von Jamara (Skin, zähflüssig - grüne Kappe) sowie Contacta Professional von Revell (mit Kanüle).

Farben: Vallejo Model Air Nr. 71.097 Gray Primer, 71.056 Black Grey, 71.057 Schwarz, 71.059 Mattlack, sowie Vallejo Washes 505 Light Rust, 513 Marron Brown, 514 Dark Brown, 516 Black, sowie 78.405 Weathering Set for Yellow/Grey Vehicles

Bauzeit: ca. 43 h                    Schwierigkeitsgrad: mittel

 

Literaturempfehlung:

  •   1.  „Der Panzerkampfwagen Panther und seine Abarten“ Band 9 Reihe Militärfahrzeuge, Walter J. Spielberger, Motorbuch Verlag
  •   2.  „Der Panther – Entwicklung, Ausführung, Varianten, Merkmale, Kampfwert“ Thomas L. Jentz, Podzun-Pallas Verlag