Besuch der IPMS-Sektion Bern auf dem Waffenplatz Thun im Mechanisierten Ausbildungszentrum am 10. November 2023
Bei typisch regnerisch-kühlem Herbstwetter begrüsste uns, das waren 11 Erwachsene IPMS-ler und ein Kind, unser IPMS-Mitglied Daniel Haudenschild (Stabsadjudant/C Waffenplatz Module) am Eingangstor zur Dufour-Kaserne.
Nach einer kurzen Verschiebung zu den Gebäuden der Simulatorenräume führte uns Stabsadjudant Pascal Kummer zuerst in die Geschichte von der Entstehung des Platzes über die stetige Weiterentwicklung bis hin zum heutigen Zustand ein. Wer sich vertiefter mit der Geschichte vertraut machen möchte, dem empfiehlt sich ein Blick auf die entsprechende Seite von Wikipedia.
Danach folgte eine allgemeine Übersicht der Struktur/Organisation des heutigen Waffenplatzes Thun. Abgerundet wurde dieser theoretische Teil durch ein Video über die Ausbildung auf den verschiedenen Simulatoren.
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Etwas, was wohl die wenigsten Leute wissen, ist u.a. die Tatsache, dass der Waffenplatz Thun seit 2004 als Naturpark zertifiziert ist. Dies zeigt, dass mit Willen, entsprechenden Regeln und Massnahmen sowie dem notwendigen Respekt gegenüber der Natur durchaus eine ökologische und schonende Nutzung von Landschaft möglich ist.
 Gespannt und voller Erwartungen bewegten wir uns danach zu den Simulatorenräumen. Diese enthalten Räume der   ELSA (Elektronische Schiessausbildungsanlage) für Schützenpanzer 2000, Panzer 87 und Leopard WE sowie   Schiesskommandanten. Weiter gehört nebst den Fahrsimulatoren und Turmtrainer Leopard auch noch der ELTAM   (Elektronischer Taktiksimulator für mechanisierte Verbände) dazu.
 Die Simulatoren beinhalten durchwegs hochkomplexe Technik und lassen praktisch keine Wünsche offen bezüglich   Möglichkeiten der Darstellung, Wahl von Szenarien etc. Stabsadjudant und Chefausbilder Markus Werren gab uns   einen sehr interessanten und eindrücklichen Einblick in die Schulung mit den Fahrsimulatoren. Diese vermitteln u.a.   ein absolut realistisches Fahrverhalten wie z.B. das Rütteln beim Überfahren von Randsteinen. Sogar das Abwürgen   des Motors beim Fahren mit dem Leopard ist möglich, wenn das Handling durch den Fahrer nicht stimmt! Während der Simulation hört der Fahrer jeweils zwei Stimmen: eine männliche für die Befehle des Panzerkommandanten und eine weibliche für allgemeine Hinweise an den Fahrer. Der Ausbilder kann den Panzer aus jeder beliebigen Perspektive von «aussen» beobachten und das Szenario jederzeit verändern resp. anpassen.
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Arbeitsplatzt Ausbilder
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Simulator
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Arbeitsplatz Fahrer
Analog zum Fahrsimulator funktioniert auch der Schiesssimulator, welcher uns von Stabsadjudant Pascal Kummer erläutert wurde. Hier kann der genaue Ladevorgang über den Zielvorgang bis hin zur Schussabgabe und das Wiederladen 1:1 geübt werden. Dabei haben die Munitionsattrappen für den Ladevorgang je nach Panzertyp das entsprechende Gewicht (beim Leopard z.B. bis 23 kg!). Selbstverständlich kann auch hier alles «unter Betrieb» geübt werden, d.h. im «fahrenden» Panzer mit allen Schikanen wie Schiess- und Fahrlärm. Speziell an der Anlage ist, dass sich nicht der Turm dreht, sondern das Bild auf der 360°-Leinwand! Auch hier kamen wir in den Genuss einer hochinteressanten Demovorführung mit dem Simulator und einem Video von einer Schiessübung mit scharfer Munition auf einem der speziellen Plätze dafür.
                                                                                                                                                                                                                Arbeitsplatz Ausbilder

Im Anschluss dislozierten wir zu den Räumlichkeiten der ELTAM-Simulatoren, wo uns Oberstleutnant im Generalstab Simon Bettschen eine theoretische Einführung in die komplexe taktische Ausbildung/Kampfführung im mechanisierten Verband vermittelte. Die Tatsache der regelmässigen Nutzung dieser Simulatoren auch durch ausländische Delegationen zeigt das Bedürfnis und die Wichtigkeit solcher «Trainingsmöglichkeiten» auf. Sehr eindrücklich dabei ist die Tatsache, dass die Geländedarstellungen für die unterschiedlichsten Szenarien einem Gebiet von rund 1'700 km2 aus Deutschland entsprechen, welches durch die Rheinmetall (als Lieferant der Simulatoranlagen)
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Verschiedene Benutzer
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Ausgangsszenario Demovorführung
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Arbeitsplatzt Übungsleiter
vollständig digitalisiert wurde und somit keine Wünsche offen lässt. Ein Reliefmodell davon ist im Foyer aufgestellt. Nach der Theorie folgte dann auch wieder eine entsprechende Demonstration im Simulator und anschliessend die Räume der Übungsleiter. Diese sind in der Lage, jederzeit das Szenario zu verändern und (nach Belieben) Kampfjets, Helikopter, Panzer, Fahrzeuge, Blaulichtorganisationen, Saboteure etc. mit entsprechenden Funktionen/Aufträgen zu integrieren. Wenn man da so mitten drinnen ist mit all den Handlungen und entsprechendem Lärm ist es definitiv nicht einfach, jederzeit z.B. als Kommandant den Überblick zu behalten und ruhig Blut zu bewahren.

Das militärische Ausbildungszentrum in Thun ist eines der modernsten und erlaubt qualitativ hochstehende Ausbildung von der Stufe Soldat bis hin zur Stufe Bataillon. Ein grosser Vorteil des MAZ ist auch die Tatsache, dass alle Ausbildungsmittel darin vereint sind und somit eine umfassende Ausbildung von Truppen und Stäben mit ihren Kommandanten erlauben. Die Palette der vorhandenen Mittel ist sehr gross und breit, von einfachen Modellen bis zu den modernsten Simulatoren. Dies ermöglicht schlussendlich eine militärische Ausbildung, welche:
- effektiv, effizient und ökologisch ist
- Ressourcen schont (z.B. Einsparung Treibstoffverbrauch; Einsparung von Munition: ca. 56'000 Schuss oder 1'200 t)

Dem Nachteil des relativ grossen elektrischen Energieverbrauchs der Simulatoren wird mit PV-Anlagen auf den Gebäudedächern entgegengewirkt. Diese Anlagen decken in der Zwischenzeit rund 50% des Energiebedarfs.

Bei all diesen positiven Aspekten, welche diese Hightech-Anlagen bieten darf aber eines nicht vergessen werden, was auch immer wieder betont wurde: Letztendlich kann kein Simulator die Realität, sei es beim Fahren, beim Schiessen oder Taktik im Gelände, zu 100% ersetzen!

Der Abschluss bildete dann der Besuch der SHP (Sammlung historischer Panzer der Armee) durch welche uns wiederum Stabsadjudant Markus Werren sehr kompetent führte und keine der vielen Fragen unbeantwortet lassen musste. Diese Ausstellung lässt nicht nur die Herzen der Panzerliebhaber höher schlagen!
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Das Tüpfelchen auf dem i war dann die von Daniel Haudenschild offerierte Mittagsverpflegung, welche die Fortsetzung interessanter Gespräche und Fachdiskussionen ermöglichte und einen spannenden, lehrreichen Tag ausklingen liess.

Die IPMS-Sektion Bern bedankt sich ganz herzlich bei ihrem Mitglied Daniel Haudenschild und seinem Team für die Organisation und Durchführung dieses unvergesslichen Tages.


Text: Rolf Lüdi
Bilder: Katharina Maurer / Peter Zingg



Weitere Bilder und Videos sind unten zu sehen
Fotos / Videos: Peter Zingg, IPMS Bern

Fotos / Videos: Katharina Maurer, IPMS Bern