30,5 cm Selbstfahrlafette Mörser „Bär“

Imposant, pompös – ein Schwergewicht


Amusing Hobby wendet sich schon seit längerer Zeit mit sichtbarem Erfolg nicht nur nahezu vergessenen Prototypen sondern auch Projekten der besonderen Art zu (0).

Auf Fortsetzungen dürfen wir uns freuen, denn sie schließen Lücken in der militärtechnischen Entwicklung!


Ein sehr schöner Bausatz, der fertig gebaut nicht nur in Größe und Art besticht, sondern ein optisches Highlight in jeder Militärfahrzeug - Modellsammlung darstellt.


Tipps aus dem Zusammenbau

Bislang gab es dieses außergewöhnliche Kampffahrzeug entweder nur als ein scratch gebautes Modell oder als teurerer Resin-Bausatz. Der prall gefüllte Karton beinhaltet ausgezeichnet gefertigte Spritzrahmen mit ebensolchen Bauteilen. Insbesondere erleichtern die jeweils als ein Bauteil gefertigten Ober- und Unterwanne, die Geschützblende deren paßgenauen Zusammenbau und alles fügt sich bestens ineinander ohne Nacharbeiten vornehmen zu müssen. Es reicht bereits die Bauteile zusammenzufügen und mit einem flüssigen Klebestoff (1) von hinten dauerhaft zu verbinden, ohne an der Außenseite austretende Klebstoffreste zu hinterlassen. Die absenkbare Bodenplatte (2) sollte zweckmäßigerweise entweder abgesenkt oder hochgezogen verklebt werden. Im beweglichen Zustand fällt sie andauernd aus der Halterung. Das Fahrwerk ist eine Kombination aus Drehstabfederung und außenliegenden Blattfederung im rückwärtigen Bereich. Da alle Laufrollen höhenbeweglich bleiben, sind sie auf einer ebenen Platte auszurichten und dann dauerhaft zu verkleben – es sei denn man will den Bären auf einem unebenen Untergrund eines Dioramas platzieren (3). Das einteilig gegossene Geschützrohr verfügt über hohlen Lauf mit Zügen und Felder, jedoch keinerlei Verschluss und mehr. In Folge dessen kippt das in der stilistisch vereinfachten Lafette montierte Rohr stets nach vorne (4). Ein mittig eingesetzter Draht mit mehreren Bleigewichten (5) hilft dies zu egalisieren. Mit Tamiya-Tape o.ä. gesichert (6-6a), erweist sich das Geschützrohr in seinem Höhenausrichten nun flexibel. Beim Zusammenfügen des Ober- auf das Unterteil wird deutlich, welche ausgezeichnete Präzision bei der Fertigung aufgewandt wurde. Alles passt. Das Geschützrohr läßt sich aufrichten (7) und in Transportstellung mit Mündungsschutz (8) absenken. Für das Motordeck sind übrigens exzellent passende, geätzte Metallgitter verfügbar. Einen Durchblick nach Innen gibt es nicht. Ein gesondertes Verschließen kann man getrost vernachlässigen. Es liegen nur zwei als halbschalige Bauteile ausgeführte Granaten als Darstellungsobjekt bei (9), denn Innenraumdetails und / oder Ladekran sind nicht vorhanden. Damit ist der Zusammenbau des imposanten Mörsers „Bär“ im Prinzip getan.

Kolorierung

Üblicherweise gestalten sich derartige Fahrzeugprototypen oder Projekte nach den Tarnanstrichvorgaben jener Zeitrahmen, in denen sie aufgelegt, gefertigt und vorgeführt werden. Die Bandbreite kann sich demgemäß von Panzergrau über sandgelbe Grundierung mit den bekannten Komplementärfarben bis hin zu Olivgrün bzw. Rostschutzfarbe erstrecken. Letzteres ist für mein Empfinden bereits zu sehr ‚ausgelutscht’. Realistisch erschien mir daher eine grüne Grundfarbe mit Auflockerungen durch mindestens zwei weitere Farben… und dennoch stets kann irgendetwas nicht so ablaufen, wie geplant. Wichtig nur, man weiß sich zu helfen. Das zeige ich hier in den Fotos. Der Tarnanstrich ist letztlich eine Fiktion, wobei Tarnungen mit Kreisschablonen durchaus bereits 1944/45 als nicht unüblich einzustufen sind (10-25).

Kennzeichnung

Die Kennung „6“ weist fiktiv auf das zweite Fahrzeug der dritten Batterie einer Artillerie-Abteilung mit schweren Mörser (Sfl) hin (26), wie es hätte sein können.

Fazit

Im Prinzip ist dieser Bausatz aus dem Hause AMUSING HOBBY ein richtiger Bastelspaß und bautechnisch ein Anwärter für die jedwede Art von positiver Auszeichnung. Ein sehr schöner Bausatz, der fertig gebaut nicht nur in Größe und Art besticht, sondern ein optisches Highlight darstellt


Historischer Kasten:

Im März 1943 wurde seitens Krupp die Konzeptstudie für ein Sturmgeschütz mit dem 30,5 cm Mörser L/16 unter dem Kodenamen „Bär“ vorgestellt. Dabei war für das Geschütz ebenso wie für die sechsköpfige Geschützbedienung ein kompletter Panzerschutz konzipiert. Im Innenraum hätten 10 Spreng-, bzw. Betongranaten mitgeführt werden können. Der Bär wäre mit einer 130 mm starken Front- und 80 bis 100 mm dicken Seitenpanzerung versehen worden. Ebensolche Panzerung sollte im Eigenschutz gegen Minen helfen. Die Selbstfahrlafette basierte auf Komponenten aus der Tiger / Panther Fertigung und hätte ein verlängertes PzKpfw „Löwe“ Fahrgestell jedoch mit außen liegenden Federungen der Laufrollen haben sollen. Letztlich scheiterte dieser Krupp’sche Vorschlag einer Selbstfahrlafette am Alkett’schen 38 cm Sturmtiger, der tatsächlich auf Tiger I Chassis früher gebaut und auch eingesetzt wurde.

Auf einen Blick

Panzerkampfwagen – Selbstfahrlafette - Mörser

Kit:   35A014           Maßstab: 1:35             Hersteller:  Amusing Hobby              Preis: ca. 50,- €


Zusätzlich verwendete Materialien:

Klebstoff: Italeri Plastikkleber, MEK Modelglue


Farben: Tamiya Surface Primer (Light Gray), 71.057 Schwarz, 71.059 Mattlack; 71..022 RLM 82 Hellgrün, 71.264 RLM 81 Braunviolett, 71.011 RLM 83 Dunkelgrün, sowie Vallejo Washes 76.512 Dark Green, 76.507 Dark Rust, 76.521 Oiled Earth, abschließend Weathering Effects 73.801 European Splash Mus und 73.807 European Thick Mud


Bauzeit:  ca. 47 h                  Schwierigkeitsgrad:  mittel

 

Literaturempfehlung:

Jentz, Doyle „Panzer Tracts No. 20-1 Paper Panzers – 30,5 cm L/16 auf Sfl. Bär“

Autor:

Von: Lothar Limprecht

Fotos, sofern nicht anders angegeben: Lothar Limprecht