
Dem Leoparden zum Opfer gefallen
Der RU 251 war zu spät geboren und der Leopard 1 konnte zu diesem Zeitpunkt bereits die Aufgabe als Spähpanzer übernehmen. Das Projekt RU 251 wurde daraufhin eingestellt.
Seit dem Zweiten Weltkrieg waren gerade knapp zwei Jahrzehnte vergangen und im westlichen Bereich des geteilten Deutschlands bemühte sich die Wehrtechnik für die junge Bundeswehr an die Weltkriegserfahrungen anzuknüpfen und neues Wehrmaterial zu kreieren. So entstanden auf bereits bewährten Fahrzeugen neue Entwicklungen (1) und auch Derivate (2), die teils aber auch nicht über den Prototypen-Status bzw einer Konzeptidee hinauswuchsen (3).
Tipps aus dem Zusammenbau
Laufwerk
Die gesamte Wanne des Aufklärungs- und Spähpanzers RU 251 läßt sich im Handumdrehen aus drei Teilen gestalten
(4), wobei die Unterwanne und das Laufwerk 1:1 vom Bausatz des Kanonenjagdpanzers (KaJaPa) übernommen wurden (vergleiche hierzu ModellFan Ausgabe 5/2024). Nach Abschluß der Montage der Fahrwerkteile ist aber dennoch auf die Ausrichtung der Laufräder zu achten, damit bei der Kettenmontage
(5) die zutreffend ausgeformte Diehl-Kette „828G“ aus Segmenten und Einzelglieder montiert werden kann. Auch hier gilt wie beim KaJaPa die Einzelkettenglieder und Segmente aus Gründen der Übersichtlichkeit vor und für die Montage in ein verschließbares Behältnis zu sortieren
(6). Wie auch immer, die seitens Amusing Hobby vorgenommene einfache Kopie der Gußäste B aus dem KaJaPa-Kit entsprechen nicht dem Original. Sowohl Laufräder als auch die verwendeten Ketten sind andere
(6a & 6b). Lediglich bei einer alternativ verwendeten Friul-Kette für die dem KaJaPa entsprechenden Gleisketten ist der Modellbauer gefordert, die einzelnen Kettenpolster einzusetzen
(7) und für deren Kolorierung sich eines selbstkreierten Hilfsmittels, eines Farbroller, zu bedienen
(8).
Abgleich mit Originalfotos
Auf den Abbildung in der seinerzeit erstellten vorläufigen TDv (siehe Originalfoto) sieht man eine US Kette, die der T85E1 Gummipolsterkette eines M24 Chaffee entsprechen könnte. Dieser Kettentyp wurde wohl bereits auf den deutschen M39 Schützenpanzern verwendet, stand damals also durchaus zur Verfügung. Jedoch passen die Abmessungen der als Zubehörsätze angebotenen Modellketten nicht. Die heutzutage auf dem Fahrzeug in der Wehrtechnischen Dienststelle in Trier befindliche Kette ist höchstwahrscheinlich eine Anfertigung der Firma Diehl aus den Anfangsjahren und ist bislang nicht als Zubehör verfügbar und mangels genauer Maßangaben nicht im 3D-Druck verfügbar.
Variation zum Spähpanzer
Bei der meinerseits vorgenommenen Umgestaltung zum Projektentwurf mit Maschinenkanone analog jenem vermutlich Porsche Holzmodells (8a) sind einige Umbauarbeiten zur Verkleinerung des Turmausschnittes vorzunehmen. Ein eingebauter kleiner Magnet hilft bei der durchaus festen Verbindung von Turm und Wanne (9) und ermöglicht damit eine bleibende Drehbarkeit des Turmes (10). Der Bausatz des RU 251 ist in seinem Erscheinungsbild durchaus gut getroffen und offenbar anhand eines der beiden existenten Prototypen weitgehend entsprechend gestaltet (11).
Kolorierung
Die Bauanleitung sieht zwei unterschiedliche Tarnanstriche vor, die offenbar nicht nach Realvorlagen gestaltet wurden. Für einen RU 251 kann nur Gelboliv überalles RAL 6014 angewandt werden (12 & 13). Der Fahrwerksbereich mit Ketten erhielt eine Grundierung in grauschwarz, wobei Laufräder sowie Zwischenräume dezent in gelboliv übersprayt wurden. Danach ist alles abzudecken und das Modell überalles zu kolorieren. Für die farbliche Gestaltung der Beleuchtungen als auch der Sichtblöcke bieten sich die feinen, wasserlöslichen Tuschestifte von Faber-Castell „PITT Artist Pen“ an, für die eine breite Farbpalette entsprechende Abstufungen bereithält (14).
Kennzeichnung
Da es sich bei den RU 251 um Prototypen handelt, die einer umfänglichen Erprobung unterzogen wurden, sind lediglich Hoheitszeichen und Y-Zulassungsschilder angebracht (15).
Fazit
Letztlich bleibt dem interessierten Modellbauer jedoch ein großes Manko sichtbar: das „Laufwerk“, welches dem im Depotbestand befindlichen Fahrzeug kaum entspricht und für das es bislang auch wegen der umfänglichen Nachbesserungen keine „Conversion Sets“ gibt, höchstwahrscheinlich auch nie geben wird.
Gleichwie das Modell dieses RU 251 läßt sich schnell und einfach fertigen und stellt im Prinzip keine Herausforderung dar und ist für jeden Einsteiger und Anfänger im statischen Modellbau bestens geeignet.
Der RU 251 (16-20) hätte sich durchaus in der Gewichtsklasse des KaJaPa eingefügt und wäre eine wirkungsvolle Ergänzung in den gepanzerten Truppenteilen. Zugleich bot er auch dank seines identischen Laufwerks eine konzentriertere Ersatzteilversorgung und Instandsetzung als auch Trägerbasis für weitere Varianten (21-26) an.
Jedoch der Leopard I war schneller, stärker und siegte deshalb!
Historischer Kasten
Der Spähpanzer Ruhrstahl RU 251 entstand 1963/64 als Prototyp eines deutschen leichten Panzers unter weitgehend gleicher Verwendung des Laufwerks und Motor des Kanonenjagdpanzers. Er war als Ersatz für den M41 Walker Bulldog während der Kalten Krieges als Spähpanzer bei der Bundeswehr vorgesehen.
Da der RU 251 weitgehend auf dem Kanonenjagdpanzer basierte, verwendete jedoch die gleiche 90-mm-Hauptkanone BK 90/L40 von Rheinmetall in einem Drehturm. Von den Prototypen mit ihrem 650 PS Daimler-Benz-Motor MB 837 A aus den Jahren 1963 und 1964 existiert zumindest noch einer bei der Wehrtechnischen Studiensammlung (WTS) der Bundeswehr. Nach einer intensiven Einsatzerprobung bei der Bundeswehr wurde der RU 251 jedoch zugunsten des Kampfpanzers Leopard 1 und dessen 105mm Kanone aufgegeben. Der noch vor 30 Jahren bei der Wehrtechnischen Studiensammlung (WTS) in Koblenz gezeigte Prototyp steht nunmehr ohne Motor und Getriebe bei einer nicht öffentlich zugänglichen Wehrtechnischen Dienststelle (WTD) der Bundeswehr und harrt weiterer Aufbereitung.
Zur Erläuterung des unbekannten Herstellernamens ist festzuhalten:
Die Ruhrstahl AG war ein Unternehmen der Stahlerzeugung und ab 1957 ein Bestandteil des Rheinstahl-Konzerns, der mit Übernahme der Henschel-Werke wiederum von Thyssen übernommen wurde. Die ehemalige Henschel-Wehrtechnik gehört seit 1999 nun zu Rheinmetall.
Auf einen Blick
Hersteller: Amusing Hobby
Kit: RU 251 Spähpanzer mit der Bestellnummer 35A055
Maßstab: 1:35
Preis: ca. 49,95 €
Wesentliche Farben: Tamiya Grundier-Spray hellgrau, Tamiya Spray Clear TS13 und Flat Clear TS-80, Vallejo Model Air „Umtarnfarben“ Set mit RAL 6031 (Bronzegrün AV 71250), RAL 8027 (Lederbraun AV 71249) und RAL 9021 (Teerschwarz AV 71251), sowie AK Real Colors RAL 6014 „Gelboliv-spät“ (RC087)
Bauzeit: ca. 36 h
Schwierigkeitsgrad: leicht
Quelle / Literatur: Karl Anweiler, Rainer Blank: "Die Rad- und Kettenfahrzeuge der Bundeswehr 1956 bis heute".
Verlag: Bechtermünz in Augsburg 1998
Autor:
Von: Lothar Limprecht
Fotos, sofern nicht anders angegeben: Lothar Limprecht