
Flachturm - Konzept
Unterlüss in der Lüneburger - Heide zu Anfang der sechziger Jahre: Ein neuer Jagdpanzer der Bundeswehr entsteht!
Fast, denn dies hier ist Fiktion!
„Ein Turm sucht sein Fahrgestell" oder: Wie die Ent-
wicklung und Entstehung eines Jagdpanzers der
Bundeswehr hätte sein können. Ein Kleinserienher-
steller und eine AFV-Basis ermöglichen den Bau
einer seinerzeit geplanten Studie für die Bundes-
wehr.
Vor nicht allzu langer Zeit sah ich in einem bekannten Social-Media-Netzwerk die Offerte, wonach der deutsche Kleinserienhersteller BOLDDIVISION ein 105mm Geschütz in einem drehbar gestalteten Turm mit Schildzapfenlagerung und Turmdachklappe für einen leichten Panzer der Bundeswehr anbot. Dieser Konzept-Entwurf der Rheinmetall GmbH wurde zwar nicht verwirklicht, wäre aber ein „missing link“ aus der deutschen Panzerent-
wicklung zwischen 1945 und 1956 gewesen.
1. Als Fahrgestell wäre jenes des KJPz zutreffender. Dies hieße aber ein radikaler Umbau der Oberwanne wäre erforderlich.
2. Leider war 2020, als ich dies Modell gestaltete, jener gut geeigneter Bausatz des Ruhrstahl RU-251 noch nicht verfügbar
Wer den nötigen scratch Umbau nicht scheut, kann mittels des Kanonenjagdpanzers (1) dem Konzeptentwurf sehr nahe kommen. Andere Verwendungen sind dank der planen Unterfläche des Turms auf allen möglichen Fahrgestellen aus ehemaliger deutscher Wehrmacht als auch frühen US-Panzerfahrzeugen machbar. Der üblicherweise hierfür durchaus geeignete Bausatz wäre jener Ruhrstahl RU-251 (2) gewesen, den es leider seinerzeit noch nicht als Bausatz gab. Meine Wahl fiel deshalb auf den beim Aufbau der Bundeswehr für die Panzerjägertruppe eingeführten leichten US-Panzertyp M 41 Walker Bulldog (3), da sich zudem eine Übereinstimmung im Turmdurchmesser ergab.
Tipps aus dem Zusammenbau:
Zum Bau des Rheinmetall-Turmkonzeptes ist wahrlich nicht viel zu berichten. Außer einer Bohrung zur Aufnahme der Schildzapfen für das Geschütz ist nicht viel Vorarbeit vonnöten (4). Das Alu-Rohr sollte man sinnvollerweise auf einer Schneidematte mit Meßstrichen ausgerichtet anbringen (5), damit es nicht eine Fehlstellung einnimmt. Sägt man am Turmunterteil des M 41 den Turmdrehkranz ab und klebt diesen mit dem Turm zusammen
(6-8), hat man die wichtigsten Schritte bereits erledigt.
4. Der Bausatz von Bolddivision erfordert nicht allzu viel Aufwand. Wesentlich ist eigentlich nur die waagrechte Bohrung für die Schildzapfenlagerung der Panzerkanone.
5. Das Metallrohr setzt man am zweckmäs-
sigsten mit Hilfe einer Gitternetzlinie ein, so
ist es passend ausgerichtet.
Senkt man das Rohr ab, dann wird die Besonderheit der Turmdachklappe für eine Hinterhangstellung (9 & 21) überdeutlich. Als etwas ärgerlich erwies sich lediglich die zu lange Vinylkette des AFV Club Bausatzes (10), die sich nur durch die Einzelgliederkette des gleichen Anbieters (Art.-Nr.: 35046) ersetzen ließ.
9. Bei der maximalen Absenkung der Kanone hebt sich die Turmdachklappe über die Dachhöhe hinaus. Hierunter wäre ein Ladeautomat.
21. In der Hinterhangstellung bietet diese
Stellungsvariante einem Gegner fast kein Ziel zur Auffassung und Bekämpfung.
Kolorierung:
Der Surface Primer von Tamiya, hellgrau, (Art,-Nr.: 87064) eignet sich hervorragend als Haftgrund für die von mir präferierten Vallejo Model Air Acrylfarben (11). Hingegen stellte sich die Frage nach dem berühmten „NATO-Oliv“ … Das anfänglich verwandte RAL 6014 Gelboliv hatte einen eher bräunlich schimmerten Farbton (12), weshalb für mein Dafürhalten nur Vallejo Model Air Nr. 71043 Olive Drab die geeignete Farbe ist (13-14).
Kennzeichnung:
Bei der Kennzeichnung richtete ich mich an den Feuchtdecals des Basisbausatzes von AFV Club aus (15-19). Die Gewichtsklassenangabe (20) steuerte mein Fundus bei, da dies ursprünglich vom M 42 Duster (nahezu gleiche Gewichtsklasse) stammt.
15. Die Kennzeichnungen wurden dem AFV Club Bausatz des M41G entnommen und entsprechend analog am Turm und Wanne angebracht.
18. Frontansicht.
16. Turm und Wanne sind in ihrem Größenverhältnis durchaus stimmig, es hätte wirklich so sein können.
19. Seitenansicht.
Wirkungsprinzip der Turmdachklappe:
(1) abgesenktes Rohr mit nach oben ausfahrendem Geschützrücklauf, (2) in waagrechter Feuerstellung ist die Turmdachklappe geschlossen, (3) Turmdach ist geöffnet bei erhöhter Kanonenstellung. In den Fällen 1 und 3 wäre wegen der Turmöffnung u.a. erstmal kein ABC-Schutz gegeben.
Fazit:
Exzellent fein gegossene Resin-Bauteile mit Alu-Rohr lassen Kreativität und Bastelfreude aufkommen. Ausgezeichnet und sehr zu empfehlen für die frühesten Jahre der Bundeswehr oder aber auch noch für „Panzer-Projekte 46“ … für Einsteiger in die Resin-Anwendung bestens geeignet.
Historischer Kasten:
Der Aufbau der Bundeswehr vollzog sich in einer Zeitepoche, die vom Ost-West-Konflikt geprägt war. Aufgrund der existenten Bedrohungslage war die Aufstellung einer Panzerjägertruppe geplant, die den Gegner aus den Flanken und beim Auflaufen auf Sperren zu bekämpfen hatte.
Eine niedrige Silhouette mit einer wirkungsvollen Panzerkanone wäre hierzu wesentlich. Turmlose Jagdpanzer wie ehedem in der Wehrmacht standen jedoch nicht bereit. Auf leichte Panzer, z.B. US M 41, war zurückzugreifen. Mit Einreichung zum Patent wurde durch einen Mitarbeiter der Rheinmetall GmbH bereits 1957 ein Panzerwagen mit drehbar angeordnetem Geschützturm vorgelegt, dessen Geschützrohr über Schildzapfen schwenkbar sei und über eine Turmdachklappe verfügte. Die Bauhöhe eines Kampfpanzerturms ist grundsätzlich abhängig von der Standhöhe des Ladeschützen auf der Turmdrehbühne und den rücklaufenden Teilen in der maximalen Absenkung der Panzerkanone. Dieser konzipierte Turm hätte statt eines Ladeschützen einen Automaten und die Kanone ragt dank der Dachklappe über das Turmdach hinaus. Die Vorteile werden jedoch durch die eingeschränkte Seitensicht des Kommandanten, den Verlust der Längssteifigkeit des Turmes und den Risiken in der Abdichtung der Dachklappe bei Unterwasserfahrt und im ABC-Schutz aufgewogen, weshalb eine Umsetzung und Anwendung nie erfolgte.
Auf einen Blick:
10,5cm Rheinmetall Turret Prototyp
Kit: 35029 Massstab: 1:35 Hersteller: Bolddivision
M41G (Nato) Walker Bulldog
Kit: AF35S41 Massstab: 1:35 Hersteller: AFV Club
Zusätzlich verwendete Materialien:
Klebstoff: Italeri Plastikkleber, MEK Modelglue, Schwanheimer Industriekleber (Cyanoacrylkleber)
Wesentliche Farben: Tamiya Surface Primer No. 87064, Vallejo Model Air Nr. 71043 Olive Drab sowie Schwarz, Metallic, Rot, Gelb und Orange für Beleuchtung.
Bauzeit: ca. 36h Schwierigkeitsgrad: Leicht
Literaturempfehlung:
- "Kampfpanzer - heute und morgen" von Rolf Hilmes, erschienen bei Motorbuch Verlag unter ISBN 978-3-613-02793-0
- "Jagdpanzer der Bundeswehr seit 1956" von Rolf Hilmes, in der Reihe Typenkompass des Motorbuch Verlages unter ISBN 978-3-613-03805-9
- Patentschrift Nr. 358718 der Schweizerischen Eidgenossenschaft, veröffentlicht am 15. Januar 1962, Hauptpatent Rheinmetall GmbH, Düsseldorf (Deutschland)
Erste Veröffentlichung 12/2020 im ModellFan:
Original ist keines Verfügbar! Siehe Periodika "Soldat & Technik" (6/1959, Seite 304), Abdruck nicht für eine Verwendung freigegeben.
Autor:
Text: Lothar Limprecht
Fotos: Lothar Limprecht (sofern nichts anderes angegeben)

























