0  "Pershing 1 Kette (MGM-31)"

Seit den ersten Nuklearbombeneinsätzen in Hiroshima und Nagasaki sind achtzig Jahre vergangen. Seitdem dienen derlei Massen-

vernichtungswaffen zur Balance der gegen-

seitigen Abschreckung.


Die Boden-Boden-Flugkörper „Pershing“ (0) waren dreißig Jahre in der Bundesrepublik Deutschland stationiert, bis sie in Folge der Wiedervereinigung Deutschlands und entsprechend der Abrüstungsverienbarun-

gen ausser Dienst gestellt wurden.


Autor:

Text:  Lothar Limprecht

Fotos:  Lothar Limprecht (sofern nicht anders angegeben)

Es war nur eine Frage der Zeit bis ein pfiffiger Programmierer die nötigen Daten geschrieben hatte, die es ermöglichten das Modell eines Transport-Erector-Launcher (TEL) mit der Lenkrakete Pershing I ( Kette ) zu drucken (1,2).

1  Kartonbild und Bauanleitung zugleich. Die Bauanleitung selbst ist ausführlich und übersichtlich ohne Fragen offen zu lassen.

Die Bauteile sind in ihren grösseren und stabileren Sektionen be-

reits von ihren Gus-/Druckträgern befreit und lediglich die feineren Segmente müssen versäubert und hiervon befreit werden.


Tipps aus dem Zusammenbau

Wie bei den allermeisten 3D gedruckten Modellen empfiehlt es sich auch hier zuerst einmal alle Bauteile einer fettlösenden lauwarmen Reinigung zu unterziehen (3) und trocknen zu lassen. Hierzu nutze ich regelmäßig einen Fensterreiniger in Verbindung mit einem Spülmittel, deren Restbe-

stände dann mit Klarwasser ausgespühlt und alles ausreichend getrocknet werden.

3  Gleichwie ist es empfohlen alle Bauteile, obschon vom Hersteller nach dem Druck bereits gereinigt, nochmals einer sanften und wie im Text beschriebenen „Spülung“ und Trocknung zu unterziehen.

Beim Ablösen der Bauteile von ihren Druck-Trägern (4) offenbart sich die umfängliche Sorgfalt in der Druckvorbereitung durch deren Vielzahl für eine genaue und präzise Darstellung des Modells. Die als Einzelgliederkette mit miniaturisierten Haltebolzen (Stiften) zu montierenden Gleisketten sind der langwierigste Bearbeitungs- und Erstellungsaufwand (5), der mich wegen eines Bauteilbruches (6) doch dazu verleitete einen Ersatz durch eine flexible Vinylkette (A) zu suchen und zur besseren auch zeitlich gesehenen Zufriedenheit zu montieren.

4  Das sind die verbliebenen Trägerelemente für das Abschußgestell und offenbaren damit zugleich den doch hohen Druckaufwand, ein möglichst exaktes Modell zu kreieren.

5  Die Einzelgliederkette ist wegen der beidseitig einzusetzenden Kettenbolzen eine Herausforderung, der ich mich nicht zeitlich stellen wollte.

6  Zudem brachen mir an einem bereits eingefügten Kettenglied beide Halterungen vermutlich wegen eigener Unachtsamkeit aus, weshalb ich auf eine Alternative mit einer Vinylkette setzte.

A  Alternative Vinylkette für M113 Fahrzeuge im Angebot von AFV Club.

Das TEL-Startgestell (Transporter-Erector-Laucher) der Pershing ließe grundsätzlich eine variable Präsentation des Modells in Start- oder Transportstellung zu, wenn … ja wenn die dafür genutzten Bohrungen und Halterungen über die für eine variable Darstellung geeignete Festigkeit verfügen würden (7,8,9). Gleichermaßen ist das Hydraulikgestänge (10) letztlich auch nur zur optionalen Darstellung liegend oder stehend ausgelegt (11).

7 Beide Pfeile verweisen auf die zuerst von mir angedachten und beweglich zu haltenden Verbindungsstellen des Abschußtisches und Kabelbaumes.

8  Der Abschußtisch mit den beiden Stützen sollte beweglich werden und bleiben, weshalb ein Aufbohren und Angleichen der Aufnahmeöffnungen unvermeidbar wurde.

9  Eine kleine Sicherungsplatte, ob nun ein der Restekiste entnommenen PE-Teiles oder Plastik, sollte vor dem Herausrutschen der Achse schützen.

10  Gleichermaßen galt es die Hydraulik beweglich zu gestalten … letztlich viel Bemühungen, aber eigentlich zum optionalen Gestalten nicht nötig.

11  Transporter und Werfergestell fertig in Transportstellung … es fehlen nur noch die Kabelverbindungen vom Kabelbaum zum Flugkörper Pershing.

Kolorierung

Die Bundeswehr nutzte bis in die 80er Jahre RAL 6014 Gelboliv. Anfang der 60er Jahre wurde der Farbton, nicht aber der Farbcode verändert. Der Farbton des ersten RAL 6014 (ALT) sieht wesentlich bräunlicher aus als der des Zweiten (NEU), welcher eher ins Grünliche geht. Demgemäß nutze ich hierfür bei Vallejo die Farben Model Air No. 43 für den frühen und Model Color No. 892 für den späteren Gelboliv-Farbton (12). Wenn nötig und angebracht werden diese beiden Farben auch zum jeweiligen Aufhellen oder Schattieren genutzt (13). Zur Tiefenwirkung und Aufbrechen einer eintönigen Grünfarbe dient Tamiya’s Panel Line Accent Color (14), die ich jedoch wegen deren Geruchsemission weit weniger häufig und zumeist sparsamer gebrauche. Damit ist die generelle Farbgebung für ein derartiges Fahrzeug der frühen Jahre der Bundeswehr abgeschlossen (15).

12  Die Pershing ist grundsätzlich in RAL 6014 Gelboliv zu kolorieren. Die Wahl jene frühe Version des Gelboliv (hier mit Vallejo Model Air 043) dient lediglich der farbigen Aufwertung und Ausgestaltung, um Farbeintönigkeit zu vermeiden. Jedes andere „Gelboliv“ aus der Palette der Angebotsfarben anderer Hersteller wäre gleichfalls geeignet.

13  Nach Auftragen einer Glanzlackschicht vor und nach dem Aufbringen der Feuchtdecals konnte das Modell nunmehr schattiert werden.

14  Für die Schattierungen am Modell eignet sich Tamiya’s „Panel Line Accent Color“ – bei einem grün lackierten Modell ist zumeist „black“ (Schwarz) farbig am Besten geeignet.

15  Das Modell  „Pershing 1 (Kette)“ fertig gestaltet …

Kennzeichnung

Die am TEL und der Lenkrakete / Flugkörper Pershing anzubringenden Kennzeichnungen entstammen bei diesem Modell meiner eigenen Sammlung, denn die seitens 3d Druck P. Warstat beigegebenen, drucktechnisch offenbar sehr guten  Feuchtdecals (je eine Bw und US Version) sind auf einem Trägerfilm vereint und müßten anhand der Konturen herausgeschnitten werden … was ich mir einfach ersparte.

Fazit

Als 3D Druckmodell durchaus in einem vertretbaren Preissegment mußte dieses Modell einfach in meiner Sammlung an Modellen aus den frühen Jahren der Bundeswehr sein. Der Zusammenbau gestaltet sich recht einfach, will man keine variabel wählbare Position des Flugkörpers gestalten sondern sich auf eine optionale Präsentation festlegen – was ich zudem empfehle.


Historischer Kasten:

Die MGM-31 Pershing waren ballistische Raketenwaffen der Zeit des Kalten Krieges aus US-Amerikanischer Produktion. Benannt war die Feststoffrakete mit Atomsprengkopf nach dem US-General des Ersten Weltkrieges John Joseph Pershing. Die Pershing I/IA (MGM-31A) war eine  Kurzstreckenrakete mit einer Reichweite von ca. 740 km. Der zweistufige, feststoffgetriebene, eigengelenkte Flugkörper hatte ein Trägheitsnavigationssystem dessen Kreiselsysteme während des ganzen Fluges stabilisiert wurden und so dem Bordrechner die laufende Ermittlung der Position sowie die genaue Einhaltung der Flugbahn bis zum sogenannten „Punkt im Raum“ ermöglichten. Dort erfolgte die Abtrennung des nuklearen  SprengkopfesAb Mitte der 1960er Jahre gingen 79 Flugkörper Pershing an die Bundesrepublik Deutschland.  Die deutschen Pershing I / IA wurden von der Luftwaffe in zwei Geschwadern, den Flugkörpergeschwadern (FKG) 1 in Landsberg am Lech und 2 in Geilenkirchen, stationiert. Jeweils eine Staffel wurde in „QRA“-Bereitschaft (Quick Reaction Alert) gehalten. Da die Bundeswehr nicht über nukleare Waffen verfügen durfte, waren für die Pershing im Rahmen der nuklearen Teilhabe unter US-Bewachung stehende amerikanische Sprengköpfe vorgesehen.

In der Erstausstattung gehörten zu einer Feuereinheit vier Kettenfahrzeuge XM 474 auf Basis eines modifizierten M113 Kettenfahrzeuges, von denen eines speziell als Trägerfahrzeug für den Lenkflugkörper diente sowie drei weitere für die Feuerleitung, Fernmeldeverbindung und Sprengkopftransport. Ab 1970 erfolgte deren Umrüstung auf Radfahrzeuge und anderes mehr.

(Quelle Wikipedia)

Auf einen Blick:

Hersteller: 3D Druck P. Warstat

Kit: XM474 Pershing

Massstab: 1:35

Farben: Vallejo Surface Primer und Vallejo's Model Air 71.043 sowie Model Color 70.892 für RAL 6014 (Gelboliv - alte bzw neue Art) sowie Tamiya

Panel Line Accent Color "Black"

Bauzeit: ca.25h

Schwierigkeitsgrad: mittel

Literaturempfehlung:

"Fahrzeugtypenkatalog Bundeswehr - Folge 02 - Boden - Boden - Flugkörper der Luftwaffe ..." Eigenverlag Anweiler - Pahlkötter (überarbeitete

Wiederauflage 2016

… die bislang beste Quelle für Erklärungen und Bildmaterial

Pershing 1a (Luftwaffenmuseum Berlin-Gatow) so wie sie 1990 außerdienstgestellt wurden.

Pershing 1a (Luftwaffenmuseum Berlin-Gatow) so wie sie 1990 außerdienstgestellt wurden.

Foto: Markus Ziegler, Köln